design und gestaltung

„Die Zukunft ist formbar!“, versprach das Bauhaus vor 100 Jahren. Was hat das Bauhaus uns heute noch zu sagen?

Kein künstlerischer und gestalterischer Impuls dürfte global bedeutender und erfolgreicher sein als der des Bauhauses, das vor 100 Jahren in Weimar gegründet wurde. Das Bauhaus gilt als Modell der Moderne und Versuch der Künste, Takt- und Formgeber von technischen und sozialen Umwälzungen zu sein und diese ästhetisch zu formulieren.

 

Beobachten wir nicht angesichts der digitalen Umwälzungen und unserer globalisierten Lebensverhältnisse ähnliche Fragestellungen und Herausforderungen wie damals? Setzt sich die Moderne nicht rasant fort und nimmt erneut Anlauf in einer Moderne 4.0? Reflektieren wir nicht heute wieder die Archetypen des Bauhauses, indem wir ähnliche Fragen wie vor 100 Jahren stellen? Kurz: Wieviel Bauhaus steckt noch heute im künstlerischen Schaffen und Selbstverständnis? Ist die Gestaltung unserer Zukunft ohne den IMPULS BAUHAUS denkbar?

 

© Studio Rober Henke

Mit aktuellen künstlerischen Diskursen werden vier zentrale Gestaltungsbegriffe des Bauhauses neu thematisiert. Licht, Körper, Funktionalität und Raum gehören bis heute zu den Grundbedingungen und Leitmotiven aktueller Kunst und Gestaltung.

 

Diese vier Begriffe nehmen vier international renommierte Künstler*innen in vier Festivaleinheiten zum Anlass für spektakuläre Installationen und Ausstellungen. Robert Henke, Young-Jae Lee, Adrian Sauer und Rimini Protokoll verwandeln das Areal des UNESCO-Welterbes Zollverein von April 2019 bis Februar 2020 in eine Produktionsstätte zeitgenössischer Kunst. Der ständige Dialog zwischen den Gastkünstler*innen, eingeladenen Wissenschaftler*innen, der Öffentlichkeit sowie den Lehrenden und Studierenden der Folkwang Universität der Künste schafft über die gesamte Laufzeit des Festivals neue künstlerische Diskurse.

 

© Keramische Werkstätten Margaretenhöhe

Über 40 öffentliche Veranstaltungen – Performances, Installationen, Konzerte, Tanzaufführungen und weitere Ausstellungen, Feldforschungen, Workshops, Salonabende, Vorträge und Diskussionen – bereichern das Programm des Festivals „Try again. Fail again. Fail better – IMPULS BAUHAUS“.

 

Eine Veranstaltung der Folkwang Universität der Künste in Kooperation mit dem Ruhr Museum, der Stiftung Zollverein sowie in Zusammenarbeit mit dem Museum Folkwang und der Klassik Stiftung Weimar, gefördert im Fonds Bauhaus heute der Kulturstiftung des Bundes.

11.04.2019 – 9.02.2020

Gelsenkirchener Straße 181

45309 Essen

T +49 (0)201 1850 3610

info@tryagainfailagain.de

www.tryagainfailagain.de

11.04.2019 – 05.05.2019 // Eröffnung: 10.04.2019, 19.00 Uhr

SANAA-Gebäude

Der Musiker, Programmierer und Laserkünstler Robert Henke ist Gast der ersten Festivaleinheit, die dem Thema Licht gewidmet ist. Für das SANAA-Gebäude hat er eine begehbare Laser- und Klanginstallation konzipiert, einen Raum aus Licht im Raum.

 

Kunst ist ohne Licht nicht zu denken. Als physikalisches Phänomen ist Licht Grundvoraussetzung für die Sichtbarkeit der Welt. Licht ist seit Menschengedenken aber auch Metapher der Wahrheit. Im Bauhaus wurde es in der Architektur, aber auch in den Bildern als Metapher für Transparenz und Aufgeklärtheit und die Vision des NEUEN MENSCHEN verwandt.

 

Robert Henke widmet sich der Frage, wie mit Licht Raum gestaltet werden kann. Seine Licht- und Klanginstallationen lassen virtuelle und konkrete räumliche Grenzen durch Lichtformen verschwimmen und neu erleben. Das Verhältnis von Licht als Signal und dessen Rezeption durch den menschlichen Apparat, das Verhältnis von Zeit und Licht werden darin ebenso vermessen, wie die Installation eine die Sinne hypnotisierende immersive Erfahrung ermöglicht. Sein Licht-Medium ist der Laser. Ein Medium, das an Militär, Weltraumtechnik, Medizin, kurzum an die uns überwältigende Digitalität erinnert, weniger an Transparenz und Aufklärung, das Motiv des Lichts im historischen Bauhaus.

 

Robert Henke (*1969) ist Komponist, Musiker, Laserkünstler und Programmierer (Miterfinder der Musiksoftware Ableton Live. Performances, u.a. MoMA PS1, New York, Tate Modern, London, Barbican Centre, London, Centre Pompidou, Paris.

 

In Robert Henke vereinen sich Ingenieurskunst und radikaler, technischer Innovationsgeist mit künstlerischem Impetus und konsequentem Raumbezug. Er vereint die Faszination für die Schönheit technischer Objekte als Inspiration mit der Beherrschung und Bewusstmachung dieser Technik als Grundlage der Auseinandersetzung. So thematisiert er die Verwendung des Spiegels bei der Lasertechnik im besonderen Maße und macht das grundsätzlich Archaische dieser Technik offenbar. In Henkes Produktionen verschmelzen Musik und Licht und interagieren im Sinne eines „Totaltheaters“.

Robert Henke lebt und arbeitet in Berlin.

 

Die Licht- und Klanginstallation von Robert Henke wird ergänzt durch eine Festivalwoche vom 27.4. bis zum 5.5.2019, in der Performances, Installationen, Konzerte, die Elektro Club Nacht NO MATTER. FAIL BETTER, Tanzaufführungen und Ausstellungen, Feldforschungen, Workshops, Salonabende, Vorträge und Diskussionen das Thema „Licht“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

24.05.2019 – 30.06.2019 // Eröffnung: 23.05.2019, 19.00 Uhr

Mischanlage der Kokerei

Die Keramikerin Young-Jae Lee ist Gastkünstlerin der zweiten Festivaleinheit, die dem Thema Körper gewidmet ist. In der Mischanlage der Kokerei Zollverein zeigt sie ihre Arbeiten, die auf dem Bauhaus und asiatischen Keramiktraditionen basieren.

 

Die Keramikkünstlerin Young-Jae Lee wird in der Mischanlage der Kokerei Zollverein ihre Keramiken und die von ausgewählten Künstler*innen aus Breslau und Seoul mit dem architektonisch beeindruckenden Raum der Trichterebene zu einer ästhetischen Suche nach Materialität und Körper verbinden. Hierbei werden neue Arbeiten direkt vor Ort entstehen.

 

Young-Jae Lee (*1951) ist seit 1987 Leiterin der Keramischen Werkstatt Margaretenhöhe und wurde 2016 mit der Ehrendoktorwürde der Eugeniusz-Geppert-Akademie der Schönen Künste in Breslau ausgezeichnet.

Young-Jae Lee vereint Ideen des Bauhauses mit verschiedenen Einflüssen asiatischer Keramikkunst und entwickelt so eine zeitgenössische künstlerische Form, die weltweite Beachtung findet. Ihr Konzept der handwerklichen Produktionsweise, ihre Haltung zu Ökonomie und Ökologie begründet sich sowohl in der Bauhaus-Tradition als auch in den Traditionen asiatischer Keramikkünste. Young-Jae Lees Konzept von Materialität und Einfachheit geht weit über das heutige Verständnis von „less is more“ und „form follows function” hinaus. Sie lebt und arbeitet in Essen.

 

Die Ausstellung von Young-Jae Lee wird ergänzt durch eine Festivalwoche vom 1.6. bis zum 9.6.2019, in der Performances, Installationen, Konzerte, Tanzaufführungen und Ausstellungen, Feldforschungen, Workshops, Salonabende, Vorträge und Diskussionen das Thema „Körper“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

11.10.2019 - 03.11.2019

SANAA-Gebäude / Eröffnung: 10.10.2019

Der bildende Künstler Adrian Sauer ist Gast der dritten Festivaleinheit, die dem Thema Funktionalität gewidmet ist. In einer medienübergreifenden Installation nimmt er Bezug auf die programmatischen Ideen von Lucia Moholy und László Moholy-Nagy.

 

Der bildende Künstler Adrian Sauer setzt sich im Rahmen der Festivaleinheit "Funktionalität" mit den programmatischen Ideen und narrativen Aspekten von Lucia Moholy und László Moholy-Nagy zur Fotografie auseinander. An ihrer visionären kritischen Auseinandersetzung mit den damaligen neuen Medien wie z. B. Fotografie knüpft Adrian Sauer an und entwickelt eine neue Installation im SANAA-Gebäude auf dem Areal des UNESCO-Welterbes Zollverein.

 

Wie kein anderer Künstler seiner Generation hinterfragt Adrian Sauer die Möglichkeiten der analogen und digitalen Fotografie und nimmt so Bezug zu den Ansätzen des NEUEN SEHENS aus dem Weimarer Bauhaus. Er untersucht und zerlegt die Darstellungsweisen der digitalen Bilderzeugung und enttarnt damit das fotografische Bild als bloße Konstruktion. Dabei steht die technologische Basis der Fotografie, bedingt durch den radikalen Wandel in den letzten 30 Jahren, im Fokus und verändert den fotografischen Prozess grundlegend.

 

Hier setzt Sauer an, indem er den Prozess der Bilderzeugung fragmentiert und Einblicke in einzelne Elemente schafft. Seine konzeptuelle Arbeitsweise lässt ein völlig neues Verständnis vom Bild zu, das sich nicht mehr mit der Ausstellungswand als solcher beschäftigt, sondern auf weitere Disziplinen zugeht, indem Sauer das fotografische Bild und die digitale Technik auf subversive Weise untergräbt.

Sind die berühmten Überlegungen Walter Benjamins zur Fotografie und dem „Kunstwerk im Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit“ im Zeitalter der Digitalität noch aktuell?

 

Adrian Sauer (*1976) ist bildender Künstler mit dem Schwerpunkt in der Fotografie, er war Casa Baldi-Stipendiat der Deutschen Akademie Rom. Mit seinen Arbeiten ist er in zahlreichen Ausstellungen und Museen vertreten. Er lebt und arbeitet in Leipzig.

 

Die medienübergreifende Installation von Adrian Sauer wird ergänzt durch eine Festivalwoche vom 19.10. bis zum 27.10.2019, in der Performances, Installationen, Konzerte, Tanzaufführungen und Ausstellungen, Feldforschungen, Workshops, Salonabende, Vorträge und Diskussionen das Thema „Funktionalität“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

23.11.-15.12.2019

Halle 5 / Festivalwoche: 07.12. - 15.12.

Das Autoren-Regie-Team Rimini Protokoll widmet sich in der vierten Festivaleinheit dem Thema Raum. In der weiterentwickelten szenischen Installation win> <win bedingungen="" befragt.="" die="" lebens="" unseres="" werden=""> </win>

 

Den Abschluss des Jahresprogramms bilden die Theaterautoren und Regisseure Helgard Haug, Stefanl Kaegi und Daniel Wetzel (Rimini Protokoll). Bekannt für ihre herausragenden Neukonzeptionen von Raum im Theater, werden sie das Thema "Raum" in einen zeitgeschichtlichen Kontext stellen und einen relevanten, aktuellen und nachdenklichen Bezug zum Titel des Festivals als Abschluss inszenieren.

 

Das renommierte Theaterkollektiv Rimini Protokoll thematisiert in seinen Arbeiten das Theater als Raum. Ihre Arbeiten revolutionierten Zuschauerräume, öffentliche und szenische Räume, gedankliche und virtuelle, flüchtige wie permanente Räume, die immer den Menschen als Ausgangspunkt und Adressat haben. Damit stellen ihre Inszenierungen zugleich die Bedingungen und Möglichkeiten der „conditio humana“ in Frage. Der Einzelne als Individuum und als Teil einer Masse in der globalisierten Moderne wird mit Fragen der Messbarkeit, der Funktionalität und nicht zuletzt mit der Ebene des virtuellen Raums konfrontiert.

 

Helgard Haug (*1969), Stefan Kaegi (*1972) und Daniel Wetzel (*1969) sind Theaterautoren und Regisseure. An Auszeichnungen erhielten sie u. a. den Europäischen Theaterpreis für Neue Realitäten und den Silbernen Löwe der 41. Theaterbiennale in Venedig. Sie leben und arbeiten in Berlin und Athen.

 

Die szenische Installation von Rimini Protokoll wird ergänzt durch eine Festivalwoche vom 7.12. bis zum 15.12.2019, in der Performances, Installationen, Konzerte, Tanzaufführungen und Ausstellungen, Feldforschungen, Workshops, Salonabende, Vorträge und Diskussionen das Thema „Raum“ aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchten.

11.04.2019 bis 9.02.2020

UNESCO-Welterbe Zollverein, Essen

UNESCO-Welterbe Zeche Zollverein

Gelsenkirchener Str. 181

45309 Essen

 

Email: www.tryagainfailagain.de

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