design und gestaltung

glas-galaxien.

eine veranstaltung über glas und avantgarde im bauhausjahr 2019

Dekorativ, utopisch ebenso wie dystopisch, kristallin, amorph, spiegelnd, splitternd, sakral, transzendent – Glas wird eine Vielfalt an Eigenschaften und Facetten kulturgeschichtlich zugedacht. Es ist ein ambivalentes Denkbild, das sowohl sakrale Deutungsebenen hat, als auch, wie z.B. im „gläsernen Bürger“ für bedrohliche Szenarien steht oder wie in „gläserne Decke“ für die unsichtbare, aber ideell fixierte gesellschaftliche Verhinderung von Emanzipation. Mit dem Glasfaserkabel schließlich fällt das ganze Potential von Glas als Denkbild erneut ins Auge: es steht für Dynamik, schnelle Kommunikation, Transparenz, Bespitzelung und die Parallelrealität des Digitalen und manifestiert sich in den aktuellen Diskussionen um den Bildungspakt.

© Institut für Moderne

Ein Blick zurück: vor 100 Jahren formiert sich um den Avantgardisten Bruno Taut die "Gläserne Kette" – auch Bauhäusler Walter Gropius ist dabei. Ihre Kette war eine Diskursgemeinschaft mit utopischer Geisteshaltung in einer Zeit der ideellen, gestalterischen und politischen Machtkämpfe. Was ist die Gläserne Kette unserer Zeit? Der Gruppenchat, der als digitales Kommunikationsforum das Glas ins Digitale transferiert und aus der gläsernen eine digitale Kette macht?

 

Am Denkbild Glas machten die Avantgarden die Möglichkeit fest, maßgeblichen Einfluss auf die Zukunft zu nehmen. Paul Scheerbart kommentierte den Beitrag Tauts zur Werkbundausstellung 1912 in Köln: „Ohne einen Glaspalast, ist das Leben eine Last.“ Gilt uns Scheerbarts Spruchdichtung als Maxime, müssen wir uns fragen, wie die Glaspaläste von heute aussehen. Fest steht: in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts hat sich das Glas eine neue Materialität errungen. Unsere neuen Kathedralen sind nicht mehr nur gläserne, sie sind auch digitale Gebilde, in denen sich die zukünftigen Diskurse abspielen werden. Die Werkstatt "Glas-Galaxien" ist eine Einladung an alle, gestern und heute, Analoges und Digitales, in einer Synthese zu verbinden und die neuen Glaspaläste zu entwerfen.

 

Welche Erkenntnis können wir aus der Avantgarde-Bewegungen von vor einhundert Jahren für unsere Gegenwart gewinnen? Diese Frage steht im Zentrum des Projektes „‚Woraus wird Morgen gemacht sein?‘ Ein inter- und transdisziplinäres Bildungs- und Forschungsprojekt im Bauhausjahr 2019“. Es geht um eine Scharfstellung der Frageperspektive auf die Bildungsideen, die in der Avantgarde entwickelt wurden, und um die Frage nach deren Relevanz für die Gegenwart. Ausgangspunkt und Referenzebene der Überlegungen ist das Bauhaus als Avantgarde. 

 

Die Veranstaltung des Instituts „Moderne im Rheinland“ an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf im NRW-Forum ist Teil des Verbundprojektes "100 jahre bauhaus im westen" unter der Leitung des Ministeriums für Kultur und Wissenschaft, des Landschaftsverbands Rheinland und des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe.

 

Die Ergebnisse der Veranstaltung werden in den Seminaren im WiSe 2019/20 aufgegriffen und weiterentwickelt.

25. und 26.04.2019

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